- Abstammung des Hundes -

„Wie der Hund auf den Wolf kam – oder war es umgekehrt?“

 

     Deinem vierbeinigen Freund, ob Dogge, Chihuahua, Dackel oder Chow Chow, hast du einen netten und unverwechselbaren Namen gegeben, auf den er in jeder Situation reagiert. Zumindest in den meisten. Aber weißt du eigentlich – da die Welt wie immer Ordnung braucht – dass es für all diese Lieblinge eine einzige, offizielle Bezeichnung gibt? Dazu noch auf Lateinisch, und dass diese ihre Abstammung verrät: „Canis Lupus“ ( „Canis“ Hund, „Lupus“ Wolf). Ja, du hast dir einen Wolf ins Haus geholt, aber nur keine Angst, es handelt sich nur um seine spätere Haustierform. Und zum Wolf wird dein Hausfreund bestimmt nie wieder werden. Seine Geschichte ist dafür viel zu lang.

 

     Wann der Wolf zum Hund wurde, das weiß man allerdings nicht so genau, nur dass es zig-tausend Jahre zurückliegen soll. Manche reden von 40.000 Jahren! Mensch und Wolf hatten schon vor grauer Zeit etwas gemeinsames: Beide waren permanent auf der Jagd nach Beute. Sie waren darauf angewiesen, wenn sie überleben wollten. Doch kamen sie sich dabei immer wieder in die Quere und wurden dadurch zu unerbittlichen Konkurrenten, ja zu Feinden. Oft fraß der eine den anderen oder tötete der andere den einen. Der eine brauchte Pflanzen und Fleisch, der andere Fleisch. Der Mensch überlegte und fand heraus, dass er sich die Eigenschaften des Wolfes zu Nutze machen könnte. Pflanzen laufen nicht davon, wilde Tiere wohl. Also überlegte der (damalige) Mensch, ob ein gezähmter Wolf, der ein kluger Jäger war, eine weit bessere Spürnase besaß und obendrein viel schneller laufen konnte, eine wertvolle Hilfe beim Erlegen von Beuten werden könnte. Er stellte auch fest, dass der Wolf sich immer mehr in seine Nähe wagte (Essensdüfte, Nahrungsreste, Wärme). Er nutzte die Gelegenheit: Er nahm Wolfsjungen bei sich auf und zog sie für seine Zwecke auf. Erstaunlich, dass Wölfe sehr früh, vielleicht als die ersten Wildtiere überhaupt, domestiziert wurden, sogar lange noch vor Pferd, Kuh oder Schaf.

Die ersten angeblich in China. Aber auch in Europa. So wurden aus Feinden langsam Freunde, aus „Lupus“ wurde „Canis Lupus familiaris“ (Haushund). Eine Art von Kooperation entstand zwischen beiden, heute würde man von einer „win-win-situation“ sprechen. Jeder profitierte vom anderen. Die Jagd wurde einfacher, schneller, die Beute konnte man anschließend am gemeinsamen Feuerplatz in Ruhe untereinander teilen. Heute eher am Herd in der Küche oder im Wohnzimmer in der Nähe des Kamins, auch wenn die Beute mittlerweile aus der Packung oder aus der Dose stammt. „Canis Lupus“ verlor im Laufe der Jahrhunderte so gut wie alle ursprünglichen Merkmale eines Wolfes wie hohe Beine, lange Schnauze, lange Zähne, graues Fell und bekam je nach Entwicklungsrichtung kurze, lange, schlappe oder steife Ohren, verschiedene Fellfarben und -länge, eine kurze, lange, gerade oder gezwirbelte Rute, manche wurden riesengroß, andere niedlich klein. Auch das Leben in Gruppen hat er verlernt. Da er nicht mehr jagen brauchte (Herrchen sorgt ja für alles) hat er die Rudeltaktikt seinem Urahn überlassen. Lieber kläfft er heute jedem seiner vorbeilaufenden Artgenossen an: „komm' nicht zu nah, mit dir will ich nichts teilen!“. Seine Varianten sind unerschöpflich. So unterschiedlich sie heute auch sein mögen, sie gehören allesamt zur ein und derselben Art, sie alle haben denselben Urahn: „Ysengrimus“. So ist es auch möglich sie untereinander zu kreuzen und immer neue Varianten (Rassen) zu züchten.

        Der Wolf geht heute seinen einsamen Weg weiter. In letzter Zeit wird er sogar immer öfters gesichtet. Sollte einer in deine Nähe kommen, dein „Canis“ wird es von weitem spüren und dich vor seinem eigenen Vorfahr rechtzeitig warnen. Schließlich war er auch mal selbst ein … „Lupus“.

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